liegt noch im Dunkel und wird wohl kaum noch festgestellt werden können. Die Bücher, die dafür in Betracht kommen, Litauen, Liewland, Lettland, Polen, Westpreußen d waren Jahrhunderte lang Schauplatz kriegerischer Ereignisse, politischer Wirren und blutiger Kämpfe, fortwährende Streitobjekte zwischen Russen, Polen, Schweden und den Deutschordensrittern. Da konnten Künste und Wissenschaften, Genealogie nicht so gedeihen wie im alten deutschen Reich, wo seßhafte Adelsgeschlechter und ein tüchtiger, betriebsamer Bürgerstand so manch Jahrhundert im Heimatland, am selben Orte, auf ererbten Grunde blühten und wirkten, wo selbst in bürgerlichen Kreisen die Familientradition treu gepflegt wurde. Die Polen, dieses Eroberervolk, das immer noch Ausdehnung und Vergrößerung seines Gebietes trachtete, - die Polen insbesondere wurzelten nicht so fest wie die Deutschen im Boden der Heimat. Sie kannten kein ortsangesessenes Bürgertum, sondern waren in drei Kasten geteilt: den grundbesitzenden Adel, die Priester und die leibeigenen Bauern. Die genealogische Literatur setzte erst spät ein und blieb infolgedessen lückenhaft.
So konnte auch über den Ursprung unserer Familie bisher wenig ermittelt werden. Die polnischen Schriftsteller Niesiecki, Kojalowicz, Boniecki und Borkowski erwähnen sie nicht, Korupatnicki nur den Namen, Bobrowicz, Malachowski und Siebmacher nur Namen und Wappen (Newlin). Wieladek führt eine N. Lukowicz als Gattin des Michael Orwid, Rittmeisters der Woiwodschaft Wilno auf. In Zernickis späterem Werk »Der Polnische Adel« werden zwei Familien genannt: eine mit dem Wappen Jastrzebick in Masorien? 1408, auch Lukowiec und Lukowiecki (Quelle: Milewski, Borkowski und Krusnowski), die andere mit dem Wappen Newlin in Litauen und Pommerellen 1606. Ob und inwieweit dieselben miteinander verwandt waren, steht dahin.
(Den Grundstein einer Geschichte und Aufzeichnung der Polnischen Adelsfamilien legte Paprocki (1540-1614), der aus den früheren Schriftstellern Dtugosz (†1480) und Eromez (†1569) schöpfte. Gleichzeitig mit ihm forschte Bielski (†1595). Diese Schriftsteller benutzten und vervollständgten Okolski (†1654) und Nieriecki (†1743). Des Letzteren Werk dient jetzt vorzugsweise als Anknüpfung für weitere Forschungen. Neues Material zur Verzeichnung der bis dahin unbekannt gebliebenen Familien gaben die Wojewodschaftsprotokolle über die Königswahlen, dann die Spezialschriften von Milewski über Masonien, Ketrzyriski über Preußen, Zychlinski über Großpolen, Boniecki über Litauen, Kuropatnicki, Liske und Borkowski über Galizien; dann die Huldigungsakten in Preußen, die Legitimationsprotokolle in Galizien und im Königreich Polen. Malachowski gab nach den vorangehenden Schriftstellern zuerst ein Verzeichnis der Adelsfamilien heraus, welches dann von Kuropatnicki und Borkowski vervollständigt wurde.)
Dem alten Polnischen Adel , dessen 160 Stämme sich bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts in ungefähr 9000 Zweige mit neuangenommenen Namen, oder beibehaltenen Stammeswappen gespalten hatten, waren: der Russische Adel aus Galizien 1342, aus Wolhegnien? Und Podolien 1434, der Adel aus Litauen und Samogitien 1410 und 1569, der deutsche Adel aus Preußen 1454, aus Livland 1561 hinzugetreten, und es hatten bis 1578 etwa 350 und nach 1578 etwa 2000 neue Adels- und Judigenatsverleihungen stattgefunden. So sind denn in Zemickis »Der Polnische Adel« im Jahre 1900 nicht weniger als 22967 Familien aufgeführt.
Über den Polnischen Adel schreibt Benno von Winckler in seinem Werke ­»Die Nationalitäten Pommerellens«: „Auf der breiten Grundlage eines mit vielen Diensten und Abgaben belasteten Bauernstandes erhob sich in Polen (1569 Reichsturz zu Lublin) ein in seinem Grundbesitz freier, in sich gleichberechtigter kriegerischer Adel als allein freier Stand, welchem nur noch die Kirche als freie Grundbesitzerin an die Seite trat. Der Adel lebte in einem sehr lange festgehaltenen strengen und umfassenden Familien- oder Geschlechtsverband, der das Eigentum der Familie mit Ausschluß der Töchter nur zugunsten der Brüder und aller Geschlechtsvettern vererben durfte. Bei der rechtsgültigen Ansicht, daß alle Adelsfamilien welche, so groß auch ihre Zahl sein mag und so wenig auch die Verwandtschaft nachgewiesen werden kann, ein und dasselbe Wappen führen,ein einziges Geschlecht bilden, konnte man diese Einrichtung füglich als die Grundlage betrachten, aus welcher die weitere Gestaltung aller Privat- und öffentlichen Rechtsverhältnisse sich organisch entwickelten.“ (Näheres in Röppels »Geschichte Polens«, I. Teil)
Zu den eingeborenen Geschlechtern Pommerellens zählt Benno von Winckler u.a. auf die Familien Bronken (Bronki, Brunecken), Brauneck, Krockow, Lettow, Lübtow, Lukowitz, Putkammer, Schwichow, Tauenzien, Tessen, Zitzewitz d.
Aus dem Werke »Die Polnischen Stammwappen« von Emilian v. Zernicki-Szeliga (Hamburg, Verlag von Henry Grand 1904) sei hier entnommen:
a) Die Wappen Pommerellens
„Als in ganz Polen zu Ende des 15. Jahrhunderts und Anfang des 16. Jahrhunderts Gebrauch wurde, daß der Adel nach seinen Besitz einen festen Familiennamen annahm, folgte diesem Gebrauch, ebenso wie in Preußen, auch der Adel in Pommerellen. Es saßen hier aber vielfach mehrere adlige Familien auf besonderen adligen Gutsanteilen in demselben Dorfe, nach welchem alle diese Familien ihren neuen polnischen, also einen gleichen Namen annahmen; sie behielten aber, zur Unterscheidung von einander, ihren alten Familiennamen bei. Es entstanden so Doppelnamen; doch kamen auch Doppelnamen anderer Art vor. ...Es hatten viele pommerellische Familien polnische Wappen, zu denen sie adoptiert wurden, angenommen, und es nahmen die Zweige eines Geschlechts auch wohl verschiedene Wappen an, um sich zu unterscheiden. Einzelne Familien aus selbständigen Gütern, die sich von anderen Familien nicht zu unterscheiden suchten, ließen bei Annahme des neuen polnischen Namens den alten Stammnamen auch wohl fort, wodurch dieser allmählich in Vergessenheit kam...“
b) Die Wappen Litauens
„Bis zu dem von den vornehmsten Litauern und von dem polnischen adel vereinbarten Versammlungstage von Horodlo 1413, der eine Anbahnung fester Vereinigung beider Länder zum Zweck hatte, bestand in Litauen kein Wappengebrauch. Der litauische Ritter führte in seinem Schilde höchstens nur nur persönliche, wechselnde, keine erblichen Abzeichen, also keine eigentlichen Wappen. Der polnische Adel hatte sich bereit erklärt, zu seinen Privilegien den litauischen Adel anzunehmen. Es waren aber in Litauen wohl Knesen (Kniažiai = Fürsten), Bojawen, Verwalter und Pächter großer Landgüter, die einen privilegierten Vorrang und Einfluß hatten; sie bildeten aber keinen begrenzten Adelsstand. Es mußte ein solcher dort erst geschaffen werden, dessen Geschlechter auch zu bestimmten Wappen berechtigt sein konnten. Es hatten sich zu diesem Versammlungstage zu Horodlo viele der litauischen Herren von den polnischen Herren zu deren Wappen adoptieren lassen, die sie als Geschlechtswappen beibehielten, und ihrem Beispiele folgend nahmen in der nächsten Zeit die einflußreicheren litauischen Geschlechter besondere selbstgewählte Wappen an oder bewarben sich um die Verleihung eines solchen. Es galt nun aber noch den Adel matrikalmäßig zu begrenzen, was einer langen Zeit zur Durchführung bedurfte und erst dem Großfürsten Sigmund August, der dort seit 1530, dann seit 1548 auch als König von Polen regierte, entgültig gelang, wodurch die Vereinigung Polens und Litauens auf dem Unionsreichstage zu Lublin 1569 gelang. Gleiche Verhältnisse wurden auch für die zu Litauen und Polen gehörenden russischen Wojewodschaften gültig. Bei dieser Union wurde mehreren Geschlechtern , die ihrem in der Heimat geführten Kniažiai-(Fürsten-)titel nicht entsagen wollten, was viele andere Geschlechter getan hatten, dieser gewährt unter der Bedingung, daß dieser Titel keine Bevorzugung vor dem übrigen Adel nach sich ziehen durfte.“
Zu den litauischen Wappen gehört nach Zernicki auch das Wappen Newlin:
In blauem Felde ein senkrechter, befiederter, mit der Spitze nach oben gerichteter goldener Pfeil, dessen Schaft einmal durchkreuzt ist, rechts und links von dem Gefieder von je einem goldenen Stern begleitet; Helmschmuck: ein schwarzer Adlerflügel, von links nach rechts von einem goldenen Pfeil waagerecht durchbohrt. Helmdecken blau und gold.
Dieses Wappen wurde von König Sigmund August, der auch Großfürst von Litauen war, den Ronneberg verliehen, von denen sich die Brüder Simon und Ernst in der Schlacht von Newel, wo Ernst fiel, ausgezeichnet hatten.